Das Wichtigste in Kürze: Die neue DIN 16742 ist besser auf die Praxis abgestimmt als die frühere DIN 16901. Sie ist aber umfangreicher und komplexer. Bei der Einarbeitung hilft geeignete Fachliteratur.
Nachdem die ehemalige DIN 16901 im Jahr 2009 für ungültig erklärt wurde, gab es keine allgemein gültige Norm für dieses wichtige Thema in der Kunststofftechnik. Natürlich haben viele größere Unternehmen ihre eigenen Werknormen aber für viele Firmen, Entwickler, Qualitätsmanager und Werkzeugmacher gab es keine wirklich guten Anhaltspunkte für eine allgemeine Toleranzdefinition.
Die DIN 16901 entstand in den 1980er-Jahren und war schon sehr veraltet. Seit Oktober 2013 ist die neue Norm für Kunststoffteile im Umlauf. Offensichtlich hat der Normenausschuss erkannt, dass in Werkzeugbau und Spritzgussfertigung die Qualität in den letzten 30 Jahren deutlich gesteigert wurde.
Die Definition der Toleranzgruppen (von 1 bis 9) wurde grundsätzlich neu strukturiert. Was die frühere DIN 16901 unter der genauesten Toleranzgruppe (TG) „Präzisionstechnik“ auflistet, finden wir in der DIN 16742 unter TG 4 bis 5, also im Mittelfeld des gesamten Spektrums. Tatsächlich sind die unteren Toleranzgruppen TG 1 bis 3 noch genauer, zumindest in den kleineren Maßbereichen.
Mit der neuen DIN 16742 können Eigenschaften von Bauteilen gezielter definiert werden. Die Eigenschaften der Kunststoffe werden dabei realistisch mit Bezug auf Herstellungsverfahren und die Anwendung berücksichtigt.
Aus der Metalltechnik ist die DIN 2768 für Allgemeintoleranzen bekannt, sie ist übersichtlich und einfach in der Anwendung. Die DIN 16901 galt über viele Jahre als Standard für Kunststoffteile und war schon wesentlich komplizierter.
Mit der neuen DIN 16742 ist eine noch komplexere Norm für Kunststoffteile geschaffen worden. Und das ist gut so. Denn die neue Norm spiegelt die Komplexität der aktuellen Praxis wieder.
Die Teilegeometrie wird komplexer. Anforderungen an Bauteile steigen. Kunststoffteile müssen heute größere Temperaturbereiche, höhere Belastungen und stärkere Umwelteinflüsse aushalten. Dafür erfinden die Werkstoffentwickler immer wieder neue Materialien.
Die Vielzahl der Werkstoffe und Komponenten, zahlreiche Herstellungsverfahren bei unterschiedlichen Qualitätsanforderungen machen das Thema Formteiltoleranzen kompliziert. Für die gegenseitigen Einflüsse von Werkstoff, Teilegeometrie, Werkzeug und Fertigung gibt es keine einfache Formel. Aber es gibt mit der DIN 16742 ein Regelwerk, das diese Einflüsse auf die Qualität berücksichtigt.